Monat: Juli 2012

Distanzen

Letzte Woche habe ich alle höfliche Distanz fahren lassen und die Bäckereifachverkäuferin beim Bäcker meines Vertrauens gefragt, ob sie eine neue Frisur hätte. Sie nahm es gelassen und schwatzte noch ein bisschen, aber mein Verhalten muss sich dennoch in Windeseile herumgesprochen haben.

Einen Tag später waren wir in der Stadt, u.a. in einem Bekleidungsgeschäft für jung und alt, wo sich die zwei Bekleidungsfachverkäuferinnen zu einem gemütlichen Plausch hinter dem Kassentresen verankert hatten.
Auf der Suche nach einem zur Bluse passenden Shirt liess ich wieder einmal alle Distanz fahren und fragte die beiden Bekleidungsfachverkäuferinnen. Immerhin muss man ihnen zugute halten, dass sie sofort ihr angeregtes Gespräch unterbrachen, um mich flugs darüber zu belehren, dass das, was ich suche, nicht Shirt heisst, sondern Top.
Solcherlei gäbe es entweder da (Bekleidungsfachverkäuferin 1 zeigt mit ausgestrecktem Arm an mir vorbei nach rechts in die Ferne, während Bekleidungsfachverkäuferin 2 regungslos zuhört) oder eventuell auch da (Bekleidungsfachverkäuferin 1 zeigt mit ausgestrecktem Arm an mir vorbei nach links in die Ferne, Bekleidungsfachverkäuferin 2 rührt sich nicht), aber vielleicht wäre auch nichts mehr da (Bekleidungsfachverkäuferin 1 lässt ausgestreckten Arm sinken, Bekleidungsfachverkäuferin 2 rührt sich immer noch nicht).

Ich schwöre, ausser der Mundbewegung und dem heben des Arms von Bekleidungsfachverkäuferin 1 haben sich die beiden nicht bewegt. Zunächst vermutete ich, die Ärmsten wären von ihrem Arbeitgeber aufgefordert worden, niemals, unter keinen Umständen den Bereich hinter dem Tresen zu verlassen; aber vielleicht waren es ja auch gar keine menschlichen Wesen, sondern hinter der Kasse am Boden festgeschraubte Projektionsflächen mit realistischen Abbildern von Bekleidungsfachverkäuferinnen.

Am Ende wusste ich aber doch, dass ganz allein ich schuld bin, weil ich mich immer so distanzlos an wildfremde Menschen wende und ihnen ein Gespräch aufzwinge. Jetzt schäme ich mich sogar ein bisschen.
Und bin zugleich um relevantes Wissen reicher: Shirt ist beileibe nicht gleich Top. (Manche Verkäuferin auch nicht …)

Mein kleiner Flohmarkt

Die letzten zwei Jahre habe ich ausgemistete Klamotten gesammelt und irgendwann dem Christophorushaus gegeben, die mit diesen Sachen regelmässig Flohmärkte veranstalten.
Jetzt sind Geschirr und Co. sowie andere typische Flohmarktartikel weitgehend weg, die noch übrig gebliebenen Sachen wie (Klein-) Möbel oder technisches (Spiel-) Zeug möchte ich versuchen irgendwie zu verkaufen. Kostenlose Kleinanzeigen im hiesigen Käseblättchen darf ich mangels Abo nicht mehr aufgeben, aber das Internet ist ja gross und entsprechend lokalisierte Dienste verfügbar.

Ausprobiert habe ich vor kurzem die iPhone App Stuffle, für die man übrigens derzeit noch einen Facebook-Account haben muss. Das aufgeben der Anzeige ist recht einfach, Titel, Preis und ein bisschen beschreibenden Text eingeben, Foto aus dem Album auswählen oder schnell noch machen, voilà, die Anzeige ist da und kann von allen anderen App-Nutzern, die in der Nähe wohnen, gesehen werden.
Allzuviele Nutzer sind das freilich noch nicht, wesderhalb bisher noch keine einzige Anfrage auf meine versuchsweise inserierten Nachttischlampen eintrudelte.
Sollte die App mal viele Nutzer ergo viele Anzeigen bekommen, müsste man sich auf jeden Fall noch eine Kategorisierung oder Suchfunktion einfallen lassen, bisher kann nur grob nach Entfernung zum Artikelstandort sortiert werden, ansonsten wird einem alles wild durcheinander auf den Schirm gekippt und das ganze nennt sich stöbern. 😉

Also versuchte ich es mit der nächsten App, ebay Kleinanzeigen ist schon sehr lange im Geschäft und funktioniert ähnlich unkompliziert, nicht einmal eine Registrierung ist nötig. Dazu muss nur die Kategorie ausgewählt, Titel, Preis und Text eingegeben sowie Foto(s) hochgeladen werden. Ohne Registrierung muss man jedoch die Anzeige erst noch per E-Mail bestätigen.
Ich inserierte also gestern wieder meine zwei Nachttischlampen, und was soll ich sagen, kaum zwei Stunden später hatte ich eine Anfrage, und die Dinger sind so gut wie verkauft. 🙂

Der Erfolg beflügelte mich. Ich sortierte gestern noch eine Reihe Bücher aus, die zu schade sind, sie im Altpapier zu entsorgen.
Erst schaute ich bei so einer Ankaufsseite vorbei, aber die boten, wenn sie überhaupt ankaufen wollten, durchschnittlich sage und schreibe 5 Cent pro Buch. Das war dann doch so lächerlich wenig, dass ich davon Abstand nahm, also Fotos machen und ab zu ebay Kleinanzeigen damit.
Die Fotos lassen sich mit der App leider nicht richtig skalieren, daher habe ich diesmal die Anzeigen nach der Registrierung über die Website aufgegeben.
Und werde nun mal schauen, was dabei herauskommt.

Alles, was sich bis Ende des Jahres nicht verscherbeln liess, wandert wie immer zum Christophorushaus. 😉