Blödsinn im Alter

Eigentlich gesteht man ja nur Kindern und der Jugend zu, ab und zu Blödsinn zu veranstalten, weil sie es noch nicht besser wissen.
Mit dem Alter neigen aber auch ältere Personen dazu, aufgrund von Erkrankungen Blödsinn zu veranstalten.
Ich werfe die düsteren Begriffe Alzheimer und Demenz in den Raum.

Aktuell beschäftigt mich das Thema, weil wir auch einen Senior haben, der schon seit einer geraumen Zeit eher seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt.

Es begann mit dem horten von gesäuberten Konservendosen und Plastikschälchen. In jedem Döschen wurden Kleinigkeiten gesammelt, die man mal gebrauchen könnte, für Arbeiten an Haus und Hof.
Bei einem der Krankenhausaufenthalte mistete ich das Musikzimmer des Seniors sowie den Keller aus, und entsorgte säckeweise diese Sammelsurien. Der brauchbare Rest wurde sortiert und in Schränken und Regalen so zusammengestellt, dass man auch mal was finden könnte.
Inzwischen ist alles wieder beim alten im Musikzimmer, überall liegen Sachen herum, Werkzeuge haben sich zu Hauf heimlich auf den Weg vom Keller ins Musikzimmer gemacht.
Zeit, mal wieder auszumisten, beim derzeitigen Zustand des Seniors kann der Umgang mit Cuttermesser und Co., mit denen wir einen ganzen Baumarkt ausstatten könnten, nicht mehr ohne Aufsicht gestattet werden, sonst ist plötzlich das Sofa zerschnitten, Decken zusammengetackert o.ä.

Den Keller nutzen wir mehr und mehr als Aufbewahrungsort für alles, was dem Zugriff entzogen werden muss, wie Medikamentenvorräte, damit nicht – ich sag’s mal salopp – heimlich genascht wird. Der Keller wird abgeschlossen. Senior bekommt das natürlich mit, so senil ist er auch wieder nicht, aber was soll ich machen? Wir streiten darüber und ich lasse mich belatschern, dass doch wieder das ein oder andere Werkzeug zur Verfügung steht. Bis zum nächsten „ich klebe hier mal was ganz fest“ …

Seit der Aufräumaktion wird übrigens heimlich Konserve um Konserve gesammelt, die Lebensmittel darin z.T. weggeschüttet und die Behältnisse irgendwo versteckt, ohne Inhalt.

Stichwort Essen. Eigentlich darf Senior wegen Hyperkaliämie, Niereninsuffizienz, Diabetes etc.pp. nicht alles essen. Im Prinzip sehe ich das nicht so eng, er ist so alt, dass man ihm nicht jeden Genuss verbieten sollte, Essen bedeutet auch Lebensqualität.
Die Verhaltensweise, Essen nachts aus der Küche in die Toilette mitzunehmen, dort zu essen und die halbleeren Verpackungen zu verstecken, finde ich allerdings nicht so gut.
Inwzischen sind wir dazu übergegangen, mindestens einmal in der Woche alle Schränke und Kommoden auf diese Verpackungen durchzusuchen.
Und immer wieder zu bitten, doch im Esszimmer zu essen, oder meinetwegen auch im Schlafzimmer oder Wohnzimmer, wenn’s bequemer ist.
Mir ist immer noch ein Rätsel, warum es unbedingt die Toilette sein muss.

Beim letzten Krankenhausaufenthalt wurde aufgrund der nächtlichen Aktivitäten auch ein CT des Gehirns gemacht und eine Encephalitis festgestellt, was irgendwann in eine vaskuläre Encephalitis mündet, die sowas wie Demenz ist.
Alt und senil werden ist echt Scheisse.

Mit mir hat aus dem Krankenhaus übrigens keiner darüber gesprochen, wenn ich nicht die Arztbriefe für die Hausärztin öffnen, lesen und die Fachbegriffe nachschlagen würde, wüsste ich bis heute nicht, was auf uns zukommen könnte.

Jetzt ist Senior wieder im Krankenhaus, das vierte Mal in diesem Jahr, und jetzt werde ich seinen Onkologen anrufen und mich mal gründlich über die Prognosen aufklären lassen …