Verkauft, aber wann?

Mein Stiefvater spielt seit vielen Jahrzehnten Keyboard, immer mal wieder hat er sich neue angeschafft, immer mal wieder waren sie nicht das richtige, dann hat er wieder zur Orgel gewechselt, auch nicht das richtige, wieder zurück zum Keyboard.
Gebrauchte Keyboards zu verkaufen bedeuten immer Verlust. Ich möchte nicht wissen, wieviel tausend Euro, aber egal.
Solange sich der Wechsel auf alle paar Jahre bezog, finde ich, das ist kein Thema.

Die letzten beiden Jahre war es allerdings etwas ausgeufert. Das gipfelte darin, dass zeitweise drei Instrumente im Besitz des Stiefvaters waren, von denen keines seinen Wünschen entsprach.

Und das kam so: ein Korg wurde im bevorzugten Laden in Kommission gegeben, wie immer mit ordentlich Verlust, aber es sollte weg, um eine Orgel anzuschaffen.
Die Orgel kam, sie war nicht das richtige. Wir konnten sie jedoch nicht in dem Laden in Kommission geben, falsche Ware. Seitdem steht sie im Musikzimmer herum. –> Gerät Nr. 1

Das Korg wurde verkauft, wir bekamen das Geld überwiesen. Stiefvater suchte sich ein Tyros 4 aus, das gerade ebenfalls im Auftrag eines Kunden angeboten wurde. Wir nahmen es mit, eine Woche später brachte ich es wieder zurück, um es in Kommission zu geben. Verlust sage und schreibe 400 €.
Das war Anfang 2022. Ob und wann das Gerät verkauft wurde, haben wir nicht erfahren, selbstverständlich auch kein Geld bekommen.
Immerhin stand das Keyboard nicht bei uns zu Hause rum. –> Gerät Nr. 2

Danach musste ich unbedingt ein Tyros 5 besorgen, damit wäre Stiefvater immer gut zurecht gekommen, und er versprach hoch und heilig, es wäre sein letztes Keyboard.
Ich setzte also Himmel und Hölle in Bewegung, dieses Keyboard irgendwo aufzutreiben, aber alle Händler, Privatverkäufer, die ich kontaktierte, oder bei denen ich eins anfragte oder sogar bestellte, meldeten sich entweder gar nicht zurück, oder gaben zu, das im Shop angebotene Gerät nicht vorrätig zu haben.
Endlich fand ich doch noch eins, kaufte es und stellte es dem Stiefvater hin. Neben die Orgel, das Musikzimmer ist klein. 😉 –> Gerät Nr. 3

Selbstverständlich passt auch dieses Gerät nicht mehr, neuerdingens versteift sich Stiefvater darauf, wieder eine Orgel haben zu wollen. Aber nicht die, die schon im Zimmer steht, neeee. Eine neue bzw. gebrauchte Wersi soll es diesmal sein.

Worüber wir uns immer noch heftig streiten. Ich bin ja der Meinung, dass ein Gerät erst erfunden werden muss, mit dem mein Stiefvater 100 % zufrieden ist.
Abgesehen davon ist wegen der Preise nur eine gebrauchte Orgel drin, mal eben 30.000 € für eine Orgel aus dem Ärmel zu schütteln, die nach einem halben Jahr sowieso wieder ausgetauscht werden muss, das sieht selbst der Stiefvater ein, dass das nicht drin ist. Es müsste also ein gebrauchtes Gerät sein, und zwar ein recht altes, um preismässig mithalten zu können.
Und das möchte ich unter allen Umständen vermeiden, die alten Kamellen taugen nichts, sie gefallen ihm eh nicht, und dann hätten wir inzwischen mehrere tausend € aus dem Fenster geworfen.
Muss echt nicht sein.

In dem Zug haben wir uns aber auch wieder an das Tyros 4 erinnert und ich rief nach anderthalb Jahren mal im Laden an, um mich zu erkundigen, ob das Gerät noch da ist. Falls ja, hätte ich es abgeholt, und – allein zu Demonstrationszwecken 😉 – zu den 2 anderen Geräten ins Musikzimmer gequetscht.

Es war jedoch verkauft, seit wann die im Laden auf dem Geld sitzen und uns nicht bescheid geben, da druckste der Herr leider geschickt drum herum.
Bar auszahlen wollte er nicht, also schickte ich noch einmal die Kontoverbindung per E-Mail.
Zwei Wochen sind seitdem vergangen, keine Reaktion, kein Geld.
Heute rief ich erneut an, man habe es angeblich nicht vergessen, sei aber noch nicht dazu gekommen.
Langsam glaube ich ja, die haben darauf spekuliert, mein Stiefvater wäre inzwischen verstorben und keiner würde sich an das Geld erinnern …