Schlagwort: Ansteckung

Lockerungsübungen

Wir haben uns am vergangenen Wochenende auch gelockert, allerdings waren wir, soweit es geht, vorbereitet: die Gesichtsvermummung mit auswechselbarem Filter war eingetroffen, zusätzlich hatte ich noch Einmalhandschuhe für uns gekauft.

Am Donnerstag ging es probehalber zum Optiker, eine neue Brille für den Stiefvater musste her. Wir sassen im Auto und suchten den Brillenausweis, darüber vergass der Stiefvater die Maske, auf halbem Weg zum Geschäft hiess es also umkehren, Maske holen und über die Ohren pfriemeln, neben Hörgerät und Brille ist da nur noch erstaunlich wenig Platz für die Schlaufen.
Im Geschäft lief es gesittet ab, wir waren die einzigen Kunden – hatten natürlich ordnungsgemäss einen Termin ausgemacht, desinfizierten sofort die Hände und behielten brav das Läppchen vorm Mund.
Die Optikerin musste dann aber doch im Gesicht rumfummeln (sie trug keine Handschuhe), als sie neben dem Sitz der Probebrille auch den des Hörgerätes korrigierte.

Am Samstag stand erst der Wechsel Winter- zu Sommerreifen am stiefväterlichen Auto an, Maske auf war diesmal kein Problem, es ging auch relativ schnell. Bezahlt wurde mit Karte, das tippen der Geheimzahl auf dem Display war diesmal der Knackpunkt, wir hatten die mitgenommenen Handschuhe noch nicht übergestreift.
Die gab es dann zum einkaufen im nahegelegenen Kaufpark. Desinfektion von irgendwas, was dutzende von Leuten vorher begrabbelt hatten, war nämlich Fehlanzeige. Ausserdem: hier den Abstand einzuhalten, obwohl es die allerwichtigste Regel im Kampf gegen die Ansteckungsgefahr ist, war wie immer von nicht leicht bis unmöglich. Ich hätte manchen Deppen echt in den Hintern treten können, wenn mein Bein lang genug gewesen wäre. So blieb mir nur, erstens den Stiefvater immer wieder zu ermahnen (es war schliesslich sein erster „Ausgang“ seit mehr als sieben Wochen) und selbst auf Abstand zu achten, böse Blicke halfen leider nicht. Das einkaufen dauerte etwas länger und war sehr anstrengend.
Im Kaufpark selbst wuselten die Leute später ohne Sinn und Verstand umeinander, die Eisdiele hatte ihren Verkauf eröffnet und so sah ich Senioren, die selig ihr Eis schleckend durch die Menge schlenderten, Maske an einem Öhrchen baumelnd …
Ich war ehrlich froh, als wir diesen Hort der Unvernunft verlassen konnten. Das mache ich so schnell nicht wieder, fühlte mich hinterher total erschöpft davon, auf alles ein Auge haben zu müssen, eins auf uns, eins auf die depperten Mitmenschen.