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Dorfleben

Ich habe schon mitten in der Altstadt / Innenstadt gewohnt, am Stadtrand, in einem sog. „Problemviertel“, in einem Neubaugebiet, in einem Dorf und (jetzt) am äussersten Rand eines Dorfes.

Letzteres – Sackgasse – bedeutet, quasi keinem Verkehrslärm ausgesetzt zu sein, sondern den Spinnen beim krabbeln zuhören zu können. Sofern das Gehör es zulässt.

Die letzten Nächte komme ich mir aber vor, als wäre im Nachbardorf heimlich ein Flughafen eröffnet worden. Mit Nachtflugerlaubnis. Und die Flugzeuge vermehren sich. Vor zwei Tagen war es nur eines, gestern hörte ich bereits deren zwei über uns hinwegziehen, heute zählte ich in der letzten Stunde schon 5 verdammte Überflieger. WTF ist das?

(Okay, es wird an der Atmosphäre liegen, dass sich die Flugzeuge im Anflug auf Hannover anhören, als könnte man ihnen problemlos den Bauch kraulen. Aber was ist mit dem Nachtflugverbot passiert? Und müssen wir demnächst auch die „Flugscheisse“ aus der draussen aufgehängten Wäsche kratzen, weil der Toiletteninhalt noch schnell heimlich und des nachts verklappt wird?)

Es stinkt …

Mir stinkt’s. Nicht nur die Hitze und der daraus resultierende Schweiss machen empfindlichen Nasen derzeit zu schaffen.
Ich wohne auf dem Dorf, das hat einerseits sein gutes, nämlich dass man abgesehen von etwas Vogelgezwitscher und gelegentlichem empörten Kläffen des Nachbarhundes akustisch weitgehend unbehelligt bei offenem Fenster schlafen könnte.
(Wobei mir einfällt, dass ich lange keine Grillen mehr gehört habe, obwohl gestern eine vor der Terrassentür sass, es gibt sie also durchaus noch, aber vielleicht ist ihnen auch zu heiss. Oder mein Gehör hat nachgelassen.)
Das Dorfleben, sofern es sich um ein echtes Dorf handelt, mit Bauern und so, und nicht so eine Trabantenschlafstatt, hat aber auch Schattenseiten, und zwar olfaktorische. Grad die letzten zwei Nächte musste ich tatsächlich mitten in der Nacht aufstehen und die Fenster wieder verschliessen, weil ich wegen der Geruchsbelästigung nicht mehr schlafen konnte. Geruchsbelästigung durch die dörfliche Güllegrube.
Nun bin ich bäuerlich nicht so beleckt, dass ich behaupten könnte, das müsse so sein, aber es deucht mich, dass der Bauer die letzten Nächte aufgrund der Hitze seine Güllegrube weit geöffnet hat, damit sie sich abkühle, oder so ähnlich. Die Gase entwichen ungehindert und überzogen wahrscheinlich das ganze Dorf. Ganz ungefährlich ist das meiner Meinung nach nicht, besonders für die direkten Nachbarn. Wenn das schon bei unserem etwas erhöhten Standort am Rande des Dorfes so stinkt, dass ich Kopfschmerzen davon habe und nicht mehr schlafen kann, dann ist das näher dran bestimmt umso ärger.

Was bin ich also froh, dass ich der nächtlichen Schwüle tagsüber in die Stadt entkommen kann, um dort von der täglichen Schwüle im Büro empfangen zu werden. Das liegt daran, dass hier nachts auch nicht gelüftet werden kann (es ist ja keiner da), und morgens sofort der Zigarettenqualm von nebenan und die Autoabgase von der Strasse hereinpreschen, als hätten sie darauf gewartet, dass man das Fenster öffnet.

Irgendwie stinkt’s halt immer.