Schlagwort: Friseur

Beim Friseur

Wie sich die Zeiten ändern. Was früher lästige Pflicht war, wenn man nicht auf Rastagewirr stand, ist heute ein heiss ersehntes Ereignis: der Friseurbesuch.

Wir waren gestern, nach langen Monaten und mit langen Haaren.
Es war wie beim Arzt, nur dass das Wartezimmer draussen vor der Tür lag. Wir warteten im Auto, bis die Sprechstundenhilfe äh Friseurin vor die Tür trat und uns einzeln hereinbat. Dazu musste die Gesichtsmaske ordentlich sitzen, und am Eingang wurden die Hände desinfiziert. Die Friseurin war ebenfalls angetan mit Maske, zusätzlich mit einer Plastikschürze, die, wenn sie nicht durchsichtig, und blutbefleckt gewesen wäre, original wie eine Schlachterschürze ausgesehen hätte.
Haare waschen ist nun obligatorisch, ich muss das nächste Mal nach dem Shampoo fragen, das hat meinen trockenen Haaren ganz gut getan.
Danach schneiden mit Maske auf, das war schon etwas gewöhnungsbedürftig, eine Zeitlang musste ich die Maske vor dem Gesicht festhalten, weil die Bänder hinter dem Ohr beim schneiden störten.

Wie gut, dass ich diese Maske getragen hatte, und nicht den Loopschal mit Filter von Urbandoo, der um den ganzen Kopf geht. Oder die Silikonmaske von Koziol, die mit Gummibändern hinter dem Kopf befestigt wird.
Jaaaa, ich habe inzwischen ein Maskenarsenal angeschafft, alle mit austauschbaren Filtern. Das gibt mehr Sicherheit, und der nächste Lockdown kommt bestimmt.
Vor allem, wenn sich die Menschen weiterhin so unvernünftig verhalten, wie die Bekloppte gestern vor dem Backshop im Geschäft, die sich bis auf wenige Zentimeter an mich ranwanzte und mal eben mit blossen Händen das Brot aus dem Regal griff. Als ich sie auf ihr unmögliches Verhalten hinwies – ich war echt sauer – wurde sie nur rot und war ganz schnell verschwunden.

Am Ende des Friseurbesuches musste Adresse und Telefonnummer hinterlegt werden, bezahlen konnte ich noch bar, wenn auch der Kassentresen mit so einem Teil versehen war, also dem Ding, was man eigentlich nicht mehr Spuckschutz nennen darf, was aber de facto ein Spuckschutz ist, na, ihr wisst schon.

Insgesamt war es alles etwas aufwändiger, und in unserem kleinen Friseurladen auf dem Dorf durften wegen der räumlichen Gegebenheiten nur zwei Kunden gleichzeitig bedient werden, nach jedem Kunden musste geputzt werden, aber die Friseurin war natürlich froh, dass sie wieder arbeiten durften.

Maskiert

Da die komplette Restfamilie zur Risikogruppe gehört – inklusive mir – sitzen alle seit Wochen in freiwilliger Quarantäne – exklusive mir.

Alle nicht notwendigen Termine sind abgesagt bzw. in den Juni verschoben, nächste Woche jedoch ist umstecken der Räder an den Autos vereinbart. Solche Termine macht man üblicherweise Wochen im voraus, weil sich naturgemäss alles in diesem Zeitraum knubbelt und es mitunter vorkommen kann, dass man die Winterbereifung bis in den Hochsommer hinein plattfahren muss.
Da wir zwei Autos im Haushalt haben, hatte ich die Termine vorausschauend knapp nacheinander gelegt. Das war Anfang des Jahres noch eine gute Idee. Jetzt nicht mehr so.
Jetzt muss ich nämlich nächste Woche erst das eine Auto zum Reifenwechsel karren, dann zurück nach Haus eiern (ein Weg übrigens knapp 20 km), um das zweite Auto zu holen.

Abgesehen vom zeitlichen Stress haben wir immer noch keine Masken, die sind zwar bestellt, sollen aber voraussichtlich erst Anfang Mai eintreffen.
Der Urbandoo Schal, auf den ich mich kapriziert hatte, muss ebenfalls erst noch fabriziert werden, Lieferzeit war irgendwas mit 30-40 Tagen.
Dann flatterte heute ein Flyer ins Briefkästchen, ein örtlicher Sanitätshandel hatte Masken im Angebot. Da rief ich natürlich sofort an, ob man sie auch abholen könnte, aber diese kommen ebenfalls erst im Laufe der nächsten Woche „nichts genaues weiss man nicht“ an.

Eventuell sehe ich mich gezwungen, am Wochenende selbst ein bis zwei Masken zu nähen, ogottogottogott.
Schwarzen Stoff hätte ich jedenfalls noch. 😉
Wobei diese Behelfsmasken sowieso rein kosmetischer Natur sind, und wirklich nur ein Behelf, damit man zumindest rechtlich gesehen auch weiter einkaufen und arbeiten gehen kann.

Mit dem dringend notwendigen Friseurbesuch warten wir auf jeden Fall, bis die bestellten Masken mit austauschbarem Filter eingetroffen sind.
Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, welche Frisur dabei herauskommen mag, wenn um die Verschnürung der Maske drumherum geschnitten werden muss.
Abgesehen davon ist es nun Pflicht, sich die Haare waschen zu lassen, bevor sie von einer Friseurin mit Schere berührt werden dürfen. Wie das mit Maske gehen soll?

Nicht ins Gesicht …

… fassen, ist einer dieser Ratschläge derzeit.
Habt ihr schon einmal bewusst darauf geachtet, wie oft ihr euch ins Gesicht tatscht? Das ist irgendwie unvermeidbar.

Momentan verfluche ich mich übrigens dafür, nicht vor einigen Wochen zum Friseur gegangen zu sein. Aber damals war ich noch dermassen in Trauer um meine Mutter, dass an einen Friseurbesuch, den ich sonst immer mit ihr zusammen unternommen habe, und das Getratsche von den Leuten, die uns beide kennen, nicht zu denken war.

Jetzt sind die Friseurläden ebenfalls geschlossen und mir hängen die Haare, vor allem, wenn frisch gewaschen, permanent ins Gesicht, wo man nicht hinfassen soll.

Ich könnte aufhören, mir die Haare zu waschen, fettig-stumpfe Strähnen fliegen nicht.
Oder ich versuche, sie mit einem Gummiband zu bändigen, aber dafür sind sie eigentlich noch nicht lang geug.
Oder ein Stirnband, möglichst im Verbund mit fettig-stumpfen Strähnen und einem Gummiband, sozusagen das Nonplusultra an „auch wenn ich draussen herumlaufe, kommt mir keine/r zu nahe“.
Da ich nach wie vor ins Büro fahre, kommt das aber alles nicht infrage.
Also lasse ich die Haare halt fliegen, bis ich mir die Hände waschen konnte, um sie dann einzeln aus den Augen, der Nase und dem Mund zu klauben.

Und sobald es wieder geht, geht’s zum Friseur.