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Dankeschön bei Krankenhausaufenthalt

Bedingt durch die Krebserkrankung eines Familienmitgliedes mit recht häufigen stationären Aufenthalten, bin ich quasi „Expertin“ in Sachen Dankesschreiben beim wieder nach Hause bringen des Patienten.

Eben habe ich ein Video gesehen, in dem ein Arzt eine Auswahl an Dingen zum besten gab, die das Stationsteam auf keinen Fall bekommen möchte, wie z.B. Schokolade, und Dingen, die man gerne erhält, wie z.B. Pizza.

Um ehrlich zu sein, käme ich gar nicht auf die Idee, irgendwas essbares auf eine Station für das Team mitzuschleppen. Stattdessen gab es immer einen Umschlag mit einem Beitrag zur Kaffeekasse.
Als ich vor ewigen Zeiten als Stationshilfe während des Studiums tätig war (was heisst, dass ich dort geputzt habe 😉), haben wir immer zusammen gefrühstückt bzw. Pause gemacht und Getränke, Snacks etc. wurden eben aus so einer Kaffeekasse bezahlt. Ich hoffe, dass sich das nicht geändert hat und dass ein solcher Obulus, mit dem sich jede selbst aussuchen kann, was gegessen oder getrunken werden möchte, sinnvoller ist, als, weil alle auf diese Idee kommen,so und so viel Tafeln Schokolade oder Pralinenpackungen horten zu müssen, auf die man gar keinen Bock hat.

Ich habe nur einmal auf ausdrücklichen Wunsch des Stiefvaters, der alle 2 Wochen zur Immuntherapie ins Krankenhaus musste und seinen Geburtstag mit dem Onkologieteam feiern wollte, eine Palette Kuchen gekauft und mitgegeben.
Den zweiten Geburtstag mit dem Team zu feiern hat der Stiefvater knapp verpasst, da war er leider schon verstorben.

Tiktok Streams aus dem Krankenhaus

Wann sind diese Lifestreams während der Arbeit von abhängig Beschäftigten eigentlich geil geworden?
Dass es in der Coronazeit geschehen sei, wage ich zu bezweifeln, da hatte das Pflegepersonal literally keine Zeit für so einen Scheixx, denke ich.
Vielleicht ist das digitale Universum zu dieser Zeit, als soziale Interaktion eher Mangelware war, jedoch so wichtig geworden, dass man es nun schwer hat, sich dafür nur die Freizeit vorzuhalten.

Ernsthaft, wollt ihr einmal, wenn ihr krank seid, oder alt, und auf Hilfe angewiesen, von Personen betreut werden, denen ihr so egal seid, dass diese lieber lifestreamen, anstatt ihre Arbeit zu tun?
Ich nicht.

Wobei ich schon die ganze Zeit überlege, in der Zeit, als meine Mutter, später mehr noch, als der Stiefvater so krank war, dass sie alle Naselang ins Krankenhaus mussten, ob mir da etwas ähnliches aufgefallen ist.

Zu Zeiten meiner Mutter auf jeden Fall nicht, da gab es keine Besuchseinschränkungen und mir ist niemals, auch nicht abends oder nachts, jemand aufgefallen, der statt zu arbeiten, lieber sein Gesicht ins Handy gehalten hat.
Obwohl die Pflege damals auch schon nicht immer so doll war, weil alle überlastet waren, musste man z.B. schonmal sehr lange warten, bis man auf die Toilette geführt wurde oder auf den Schieber kam, und wurde manchmal auch angepflaumt, wenn es deshalb daneben ging. Oder Patienten liefen nur in Windel gehüllt über den Flur und wurden nicht beachtet.
Diese Situationen entstanden aber nicht, weil jemand gestreamt hat, sondern weil schlicht zu wenig Personal da war.

Zu Zeiten meines Stiefvaters bin ich bei jedem seiner zahlreichen Aufenthalte wirklich jeden Tag ins Krankenhaus gefahren, meist nach der Arbeit, und abends wieder nach Hause. Da ich für den Stiefvater auch eine Vollmacht hatte, habe ich natürlich öfter mit Station und Ärzten gesprochen. Niemand hat da gestreamt.
Wie es nachts aussah, weiss ich nicht. Aus den Erzählungen meines Stiefvaters, der zum Ende hin wegen der Enzephalopathie nachts über die Station gestromert ist und nicht wieder ins Zimmer zurückfand, kann ich aber sagen, dass man ihn immer entsprechend betreut und zeitnah wieder zu Bett gebracht hat.

Persönlich habe ich mir jedenfalls vorgenommen, niemals alt, niemals krank, niemals pflegebedürftig zu werden. 😉
Wenn es doch nur so einfach wäre. Aber vorsorgen kann ich. Zum Beispiel soviel Geld wie möglich zusammenzukratzen, damit man im Alter z.B. nicht ins Pflegeheim muss, sondern zu Hause betreut werden kann. Solange man noch geistig fit ist, halte ich das für die bessere Lösung.

Qualitätskontrolle

Heute lag ein dicker Fragebogenkatalog in der Post. Man wollte im Rahmen einer Qualitätssicherung (anonym) wissen, wie die Herzkatheteruntersuchung vor einigen Wochen wahrgenommen wurde.
Einige Seiten habe ich durchgelesen, und dann entschieden, dass die Fragen nicht beantwortet werden können.
Erstens ist die Untersuchung viel zu lange her und die Umstände längst aus dem Gedächtnis des Patienten entschwunden.
Zweitens traf die Hälfte der Fragen überhaupt nicht zu, weil diese Untersuchung Im Rahmen vieler Krankheiten auch noch gemacht wurde.

Still und heimlich

Heute nachmittag kam ich ins Krankenhaus, um vom Stiefvater zu erfahren, dass er kurz zuvor eine Art Blutsturz hatte, eine der Braunülen ist entweder verrutscht, oder der Zugang wurde nicht richtig gelegt, und dank der Blutverdünner, die noch nicht raus aus dem Körper sind, hört es ja nicht auf, zu bluten.
Dabei hat er das nicht einmal gemerkt, wenn es nicht zufällig ein Pfleger bemerkt hätte, wäre er wohl still und heimlich verblutet …

Als ich kam, lag er jedenfalls noch auf dem vollgebluteten Bettlaken und vermisste ein Hörgerät und seine Brille. Nach einiger Sucherei fand ich die Sachen unterm Bett in einer nicht so hübschen Blutlache. Ich schob also das Bett beiseite, sah, dass das Blut auch nett die Wand heruntergelaufen war, fischte aber erstmal die versiffte Brille, die GsD heil geblieben war, und das Hörgerät raus, um beides sauberzumachen, eins unter Wasser, eins mit Tuch.
Dann haben wir geklingelt und die Schwesternschülerin war so nett, das Blut wenigstens grob wegzuwischen und ein neues Bettlaken aufzuziehen.

Der Zugang am anderen Arm hat gestern übrigens auch alles vollgesuppt, allgemein habe ich den Eindruck, dass man auf dieser Station eher „robust“ mit den Patienten umgeht. 🙁

Na, jedenfalls, das Schicksal hat offensichtlich noch nicht vorgesehen, dass der Stiefvater jetzt abtritt.

Wenn sich Krankheit auf Krankheit stapelt

Am Dienstag habe ich den Stiefvater zum wiederholten Mal ins Krankenhaus gefahren.
Ich kam mittags nach Hause und fragte erstmal, wie es ihm geht, er lag wie so oft in den letzten Tagen schlafend im Fernsehsessel.
Als ich erfuhr, dass er Blut im Stuhl bemerkt hatte, fiel es mir auch wie Schuppen aus den Augen: was er einen Tag zuvor als Kekskrümel ansah, die er angeblich nachts beim schnökern in den falschen Hals bekam und aushusten musste, das war dann wohl auch eher was mit Blut.
Also habe ich ein paar Sachen gepackt, und wie immer was vergessen, und ihn in sein Leib- und Magenkrankenhaus gebracht, wo er auch in der Onkologie behandelt wird.

Gestern bekam er eine Magenspiegelung, vorhin konnte ich kurz mit dem Arzt sprechen.
Gottseidank war nicht der Magenkrebs schuld an der Blutung, sondern Aussackungen, die dank der Einnahme von 2 Blutverdünnern nicht aufgehört haben, zu bluten. Die wurden gestern gleich mal verödet, das Eliquis abgesetzt und da auch ein Vitamin B12 Mangel herrschte, wird er damit aufgepäppelt.

Montag gibt es eine weitere Magenspiegelung und wenn alles gut läuft, kommt der Patient am Dienstag nach Hause.

Wo er sich aber nur einen Tag erholen kann, denn am Donnerstag steht die Voruntersuchung für die Herzklappen-OP an.

Die Krankheiten stapeln sich langsam und Medikamente, die gegen die eine helfen, schaden bei der anderen. Wirklich kompliziert.

Ich hoffe sehr, dass wir ihn wieder einigermassen auf die Beine bekommen, sich dauernd schlapp zu fühlen, gleichzeitig todmüde, aber nicht schlafen zu können, Nervenschmerzen zu haben, kaum Geschmack mehr zu haben, aber wegen der Krankheiten nicht zu viel Salz, nicht zu viel Obst, nicht zu viel davon oder hiervon essen zu dürfen, sich wegen der einen Sache nicht zu doll bewegen zu dürfen, aber trotzdem bewegen müssen, das wird langsam echt viel.

Wenn man nicht alles selber macht

Das letzte Mal im Krankenhaus hat man dem Stiefvater eine neue Herzklappe empfohlen, eine sog. Mitra-Klappe, das würde viele der derzeitigen Probleme (Luftnot, Wassereinlagerung, Schwäche usw.) mindestens lindern und die Lebensqualität signifikant erhöhen.
Wollte er gerne machen.
Das Krankenhaus schrieb ans Uni-Klinikum, freundlicherweise bekam ich eine Kopie für die Hausärztin mit, die ich mir flugs kopierte.
Jo, das Schreiben ging also raus und es passierte – genau, gar nichts.
Derweil wurschteln wir uns so durch, und probieren, nicht wieder Wasser einzulagern, damit er nicht binnen kurzer Zeit erneut ins Krankenhaus muss.
Letzte Woche war DMP wegen Diabetes bei der Hausärztin, sie rät natürlich auch zur OP und empfahl mir, mal im Sekretariat des Herrn Professors anzurufen.
Habe ich heute gemacht. Das Sekretariat war nicht zuständig, es gibt für sowas ein Case Manangement, ein Hoch auf Fremdwörter. Immerhin bekam ich eine Nummer dieser Abteilung und rief auch dort an. Die erste Dame wusste von nichts, aber sie leitete mich weiter. Dort erstmal Gewurschtel, dann ward der Stiefvater gefunden.
Es kamen ein paar Nachfragen. Ob er denn noch den Dekubitus hätte, offensichtlich darf man damit nicht einmal minimalinvasiv operiert werden. Ja, der Dekubitus ist längst weg. Ich war versucht, zu sagen, wenn wir noch länger warten, hat er einen neuen.
Nun gut. Dann wollten sie aber doch noch einmal mit der Onkologie sprechen. Warum man das in den 3 Wochen, die wir jetzt warten, noch nicht getan hat, dafür fehlt mir ganz bestimmt das Verständnis für die Abläufe, die das ja ganz bestimmt verhindert haben, der Vorgang ist ja ganz bestimmt nicht unbeachtet auf dem Schreibtisch liegen geblieben, nein, nein.
Tja, ob und wann wir denn nun einen Termin bekommen sollten, weiss ich immer noch nicht. Diese Woche auf keinen Fall, nächste Woche auch nicht. Das weiss ich deshalb, weil ich Arzttermine nächste Woche für den Stiefvater noch wahrnehmen kann.
Dann vielleicht in 3 Wochen. Oder 4. Oder nächstes Jahr. Oder, wenn er tot ist.

Blödsinn im Alter

Eigentlich gesteht man ja nur Kindern und der Jugend zu, ab und zu Blödsinn zu veranstalten, weil sie es noch nicht besser wissen.
Mit dem Alter neigen aber auch ältere Personen dazu, aufgrund von Erkrankungen Blödsinn zu veranstalten.
Ich werfe die düsteren Begriffe Alzheimer und Demenz in den Raum.

Aktuell beschäftigt mich das Thema, weil wir auch einen Senior haben, der schon seit einer geraumen Zeit eher seltsame Verhaltensweisen an den Tag legt.

Es begann mit dem horten von gesäuberten Konservendosen und Plastikschälchen. In jedem Döschen wurden Kleinigkeiten gesammelt, die man mal gebrauchen könnte, für Arbeiten an Haus und Hof.
Bei einem der Krankenhausaufenthalte mistete ich das Musikzimmer des Seniors sowie den Keller aus, und entsorgte säckeweise diese Sammelsurien. Der brauchbare Rest wurde sortiert und in Schränken und Regalen so zusammengestellt, dass man auch mal was finden könnte.
Inzwischen ist alles wieder beim alten im Musikzimmer, überall liegen Sachen herum, Werkzeuge haben sich zu Hauf heimlich auf den Weg vom Keller ins Musikzimmer gemacht.
Zeit, mal wieder auszumisten, beim derzeitigen Zustand des Seniors kann der Umgang mit Cuttermesser und Co., mit denen wir einen ganzen Baumarkt ausstatten könnten, nicht mehr ohne Aufsicht gestattet werden, sonst ist plötzlich das Sofa zerschnitten, Decken zusammengetackert o.ä.

Den Keller nutzen wir mehr und mehr als Aufbewahrungsort für alles, was dem Zugriff entzogen werden muss, wie Medikamentenvorräte, damit nicht – ich sag’s mal salopp – heimlich genascht wird. Der Keller wird abgeschlossen. Senior bekommt das natürlich mit, so senil ist er auch wieder nicht, aber was soll ich machen? Wir streiten darüber und ich lasse mich belatschern, dass doch wieder das ein oder andere Werkzeug zur Verfügung steht. Bis zum nächsten „ich klebe hier mal was ganz fest“ …

Seit der Aufräumaktion wird übrigens heimlich Konserve um Konserve gesammelt, die Lebensmittel darin z.T. weggeschüttet und die Behältnisse irgendwo versteckt, ohne Inhalt.

Stichwort Essen. Eigentlich darf Senior wegen Hyperkaliämie, Niereninsuffizienz, Diabetes etc.pp. nicht alles essen. Im Prinzip sehe ich das nicht so eng, er ist so alt, dass man ihm nicht jeden Genuss verbieten sollte, Essen bedeutet auch Lebensqualität.
Die Verhaltensweise, Essen nachts aus der Küche in die Toilette mitzunehmen, dort zu essen und die halbleeren Verpackungen zu verstecken, finde ich allerdings nicht so gut.
Inwzischen sind wir dazu übergegangen, mindestens einmal in der Woche alle Schränke und Kommoden auf diese Verpackungen durchzusuchen.
Und immer wieder zu bitten, doch im Esszimmer zu essen, oder meinetwegen auch im Schlafzimmer oder Wohnzimmer, wenn’s bequemer ist.
Mir ist immer noch ein Rätsel, warum es unbedingt die Toilette sein muss.

Beim letzten Krankenhausaufenthalt wurde aufgrund der nächtlichen Aktivitäten auch ein CT des Gehirns gemacht und eine Encephalitis festgestellt, was irgendwann in eine vaskuläre Encephalitis mündet, die sowas wie Demenz ist.
Alt und senil werden ist echt Scheisse.

Mit mir hat aus dem Krankenhaus übrigens keiner darüber gesprochen, wenn ich nicht die Arztbriefe für die Hausärztin öffnen, lesen und die Fachbegriffe nachschlagen würde, wüsste ich bis heute nicht, was auf uns zukommen könnte.

Jetzt ist Senior wieder im Krankenhaus, das vierte Mal in diesem Jahr, und jetzt werde ich seinen Onkologen anrufen und mich mal gründlich über die Prognosen aufklären lassen …