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Das Sofa ist weg

Beim Einzug in das Haus hat meine Mutter sich eine grosse Sofalandschaft über Eck gegönnt, mit Bettkasten, ausziehbarem Bettgestell und zwei einsteckbaren Kopfstützen sowie in der Ecke eine Rückenlehne, die sich zum bequemeren Sitzen nach vorne in eine Schräglage ziehen lässt. Dazu ein Sessel mit ausklappbarer Fussstütze und einsteckbarer Kopfstütze.
Drei Personen konnten auf dem Sofa bequem die Beine langmachen, was wir eine Zeitlang auch gemacht haben. Das Sofa wurde immer mit Decken geschützt, damit ich das auch noch nutzen kann, wenn ich es mal erbe (O-Ton meine Mutter).

Meine Mutter ist verstorben, der Stiefvater hat – im Gedenken an meine Mutter, vermute ich – fortan ihre Sofaecke genutzt. Inzwischen ist er schwer erkrankt, hält sich oft auf dem Sofa auf und schläft dort auch immer ein, wozu wir geradezu eine Kissenburg um ihn herum gebaut haben, damit es halbwegs bequem ist.
Leider war es das nicht, zumal er eigentlich ständig seine Beine hochlegen muss, weil das Herz nicht mehr mitmacht.

Letzte Woche hat es mir dann gereicht, Beine hochlegen ist umständlich, unbequem und überhaupt scheuert der Sitz den knochigen Hintern auf. Trotz ständigen hochlegens musste ich Stiefvater dieses Jahr schon dreimal mit Wassereinlagerungen ins Krankenhaus schaffen.

Ich habe einen elektrisch verstellbaren Sessel mit Fussstütze gekauft, der sogar eine eingebaute Heizung im Lendenwirbelsäulenbereich und verschiedene Massagepunkte hat, die per Fernbedienung angesteuert werden können.

Das Sofa musste also weg, Gottseidank waren die Einzelteile nur eingehängt und es liess sich inklusive Bettkasten und Betteil leicht auseinandernehmen.
Zuvor habe ich noch jede Menge Fotos gemacht, denn ich wollte versuchen, es zu verkaufen, und nicht einfach so auf den Sperrmüll werfen. Das Sofa hatte zwar 15 Jahre auf dem Buckel, war aber weder durchgesessen, noch war es – dank Decken – fleckig, abgesehen davon, dass der Mikrofaserstoff ganz leicht gereinigt werden kann.

So landete das Sofa vor drei Tagen spätabends noch auf Kleinanzeigen. 5 Minuten später kam schon die erste „noch da?“ Anfrage …
Am nächsten Tag zwei ernsthafte Anfragen, ich trug die Masse noch nach, weil danach gefragt wurde, man fragte auch nach dem Alter und fand trotz „sieht toll aus“, dass das Möbel zu alt sei.
Die zweite Interessentin – gewerbliche Anbieterin laut Profil – wollte kaufen, machte aber einen Rückzieher, als ich die Adresse mitteilte: „das ist ja gar nicht in der Stadt“. Ähm, ja, von einer gewerblichen Anbieterin erwarte ich etwas mehr räumliche Flexibilität. Mit mehr als 5 km im Stadtgebiet fahre ich nicht komme ich buchstäblich nicht weit. 😉

Heute kam überraschend noch eine Anfrage, die gleich mit der Tür ins Haus fiel: „100 € Hole sofort ab“
Ich war etwas irritiert ob der schroffen Art, laut Profil waren wohl auch andere nicht ganz zufrieden, aber egal, ich wollte das Sofa loswerden, und antwortete „150 €. Wann wollen Sie es abholen?“
30 Minuten, okay, das liess sich darstellen.
Wir stellten alle Teile in der Garage auf und warteten. Tatsächlich kam ein Miettransporter und 3 junge Männer sowie ein älterer Fahrer stiegen aus.
Sie besahen sich das Sofa, sassen drauf, dann wollte mein Verhandlungspartner nachverhandeln, das Auto hätte 70 € gekostet, Dackelblick von allen drei Jungs dies das.
Erst blieb ich hart, eigentlich hatte ich ja einen Festpreis in der Anzeige genannt und war schon entgegengekommen.
Mehrere Dackelblicke später bin ich auf 130 € runtergegangen, es gab noch Diskussionen, bevor sich die Männerriege einverstanden erklärte.

Und so kam es, dass ich das Sofa am Sperrmüll vorbei für hoffentlich weitere 15 Jahre in die berühmten guten Hände abgegeben habe.

Das Geld werde ich in ein offenes Regal o.ä. auf Rollen investieren, das neben dem Sessel des Stiefvaters seinen Platz finden soll. Dort reihen sich z.Zt. drei Tischchen nebeneinander, auf denen sich Wasserkaraffe, Glas, Kaffeebecher, Obst, Teller, Tablet, Kopfhörer, Lesestoff, Medikamente, Blutdruckmessgerät, Notizblock, diverse Schreibgeräte, Taschenlampe, Taschentücher, Socken, Servietten, Augentropfen, CD-Player, CDs, Fernbedienung Hörgerät, … verteilen
Das Regal muss also lang sein, mindestens zwei Ablageflächen haben und vielleicht sogar ein oder zwei Schubfächer oder so.
Ich mach mich dann mal auf die Suche. 😉