Schlagwort: Börse

Die Börse ist gierig

Eigentlich nicht die Börse direkt, sondern die Anlegerinnen. Und das geht so:
Analystinnen erstellen Prognosen und Bewertungen, blicken also in die Glaskugel.
Unternehmen veröffentlichen Geschäftsberichte mit tatsächlich erzielten Gewinnen und Prognosen fürs laufende oder folgende Geschäftsjahr.

Manchmal gibt es Verluste und schlechte Prognosen, dann rauschen die Kurse in den Keller.
Manchmal gibt es gute Gewinne und gute Prognosen, anschliessend rauschen die Kurse wegen der Gewinnmitnahmen (erstmal) in den Keller.
Manchmal gibt es gute Gewinne und gute Prognosen, die lieben Aktionärinnen sind damit aber nicht zufrieden, sondern erwarten viel mehr, als das reale Leben hergeben kann und wenden sich enttäuscht ab.

Letzteres Szenario habe ich jetzt bei einigen Geschäftsberichten erlebt. Gut aufgestellte Unternehmen mit guten Aussichten, und trotzdem werden sie an der Börse abgestraft, weil man dort entweder den Hals nicht vollkriegt, oder lieber mit unrealistischen Fantasien operiert.

Konsumidioten?

So wurden gerade Black Friday Shopperinnen im Newsletter einer Tradingfirma bezeichnet.
Weil diese in einen Kaufrausch verfielen, anstatt in sich selbst zu investieren. Womit dann ein Black Friday Angebot für eine Tradingausbildung verknüpft wurde.

Sehr witzig. Den einen Konsum, mit dem übrigens Unternehmen ihr Geld verdienen, ihren Wert steigern und damit – falls an der Börse – ihre Unternehmensanteile für Aktionäre attraktiver machen, verteufeln, den anderen Konsum, eine teure Tradingausbildung, dagegen loben.

Nicht falsch verstehen, finanzielle Bildung ist sehr wichtig, da diese in vielen Fällen im Elternhaus aber nicht stattfindet, sollte meiner Meinung nach ein entsprechendes Schulfach eingerichtet werden, irgendwas mit Wirtschaft im allgemeinen und finanzielle Vorsorge im besonderen.
Da muss angesichts der umgekippten Rentenpyramide möglichst rasch ein Umdenken stattfinden, denn, je früher man anfängt, etwas Geld beseite zu legen, und sei es nur monatlich 10 € in einen ETF Sparplan, desto besser kann der Zinseszinseffekt greifen.

Es gibt Zinsrechner, da kann man sich das plastisch vor Augen führen: wenn bereits mit der Geburt ein ETF angelegt wird und man diesen 60 Jahre lang stur jeden Monat mit 10 € bespart, kommen bei einer durchschnittlichen Rendite von 9 % pro Jahr am Ende ca. 233.000 € zusammen.
Der Eigenkapitaleinsatz beträgt dabei übrigens sagengafte 7200 €.
Bitte auf der Zunge zergehen lassen.

Den Ausbildungen, für die mitunter mehrere Tausend € anfallen, die viele Einzelunternehmerinnen anpreisen, weil sie von sich selbst behaupten, erfolgreich an der Börse zu handeln, stehe ich da eher skeptisch gegenüber.