Das Aktualisierungsdilemma

Eigentlich habe ich ja was dagegen, bei jedem Klick im Internet ausgewertet und mit passender Werbung versehen zu werden. Ich habe das Gefühl, dann entgeht mir was, was ausserhalb meiner Blase stattfindet. Als vielseitig interessierter Mensch will ich neues erfahren, über meinen Tellerrand blicken (dürfen) und mich weiterentwickeln.
Wird mir immer wieder derselbe Content inkl. Werbung untergejubelt, fühle ich mich tatsächlich bevormundet und eingeengt.

Nicht zuletzt deshalb, und weil ich das tracken an sich nicht so dufte finde, lösche ich den Browserverlauf bei jedem Verlassen desselbigen.
Und lösche auch ab und zu den Verlauf der angesehenen Videos auf Youtube. Immer dann, wenn ich das Gefühl habe, ich dreh‘ mich inhaltlich im Kreis.

So auch gestern. Seitdem bekomme ich russisch-sprachigen und chinesisch-sprachigen Content, okay, den kann ich quasi unbesehen wegwerfen.
Bei deutschsprachigen Videos ist das schon etwas anders. Manchmal lässt einen der Titel schon erahnen, wes Geistes Kind die Erstellerin ist, manchmal sieht man bereits auf dem Titelbild, welche Personen sich da effektheischend echauffieren wollen, manchmal kenne ich die Propagandisten schon. Das kann alles ziemlich schnell weg.
Manchmal jedoch ist das nicht so eindeutig. Dann mache ich mir die Mühe, rufe das Video auf, spiele es aber nicht ab, sondern schaue in die durchaus verräterischen Kommentare:
blaue Herzchen – kann weg
man macht sich übers gendern lustig – weg
irgendein Honk schreibt abfällig über woke Linke, ARD und ZDF und bekommt dafür likes – alles weg
Manchmal lasse ich einen Daumen runter da, oft aber ist mir das insgesamt zu dämlich, für solch miefigen Mist noch mehr Zeit zu verplempern.

Das ist eben die Kehrseite des Empfehlungsbots – man muss ihn jedesmal wieder neu trainieren.