In so einem Haus sammelt sich im Laufe der Jahre unglaublich viel Zeugs an, dass man aus Versehen gekauft, nur auf den ersten Blick schön oder nützlich gefunden hat, was nie so funktioniert hat, wie man sich das dachte, was man einmal benutzt und dann weggestellt hat, was für einen viel zu speziellen oder einmaligen Einsatz gekauft wurde, und, und, und.
Mindestens einmal im Jahr machen wir Sperrmüll, manches der gehorteten Dinge ist dafür allerdings zu schade.
Ab und an raffe ich mich also auf, und versuche, diese Sachen über Kleinanzeigen, früher Ebay Kleinanzeigen, oder Ebay, oder ähnliche Marktplätze zu verkaufen.
Gestern habe ich kurz entschlossen einen Stepper, auf dem ich vielleicht 5 mal auf der Stelle getreten bin, abgelichtet und ihn bei Kleinanzeigen inseriert.
Kaum 5 Minuten später kam eine Anfrage, der Nutzer wollte nach einigem Hin und Her das gute Stück erwerben. Er gab mir seine Adresse, ich gab ihm meine Paypal-Adresse. Dann kam keine Antwort mehr.
Heute vormittag eine neue Nachricht, Paypal hätte nicht geklappt, wegen blablabla, der Nutzer meinte, er hätte die sicher bezahlen Funktion genutzt und ich müsse die Transaktion nur bestätigen.
Habe ich mir angeguckt, mitten im ansehen bekam ich eine Warnmail von Kleinanzeigen, das Nutzerkonto wäre eingeschränkt worden und ich sollte um Gottes willen nichts bezahlen, nichts versenden, sondern mich lieber verstecken, oder so.
Da die Seite schon vorher abgestürzt ist, startete ich das selbstverständlich nicht neu, sondern informierte den Nutzer.
Ich weiss nicht, ob er die Nachricht liest oder überhaupt lesen kann, seitdem herrscht jedenfalls Funkstille, und ich weiss jetzt auch, dass das eine fiese, kleine Betrugsmasche ist.
Denn inzwischen habe ich herausgefunden, wie der Betrug funktionieren sollte.
Gestern gab ich meine Paypal-Adresse durch (das Passwort habe ich heute morgen übrigens noch vor dem Betrugsversuch geändert), mit der der Betrüger meinen Namen erfahren hat.
Das hat er genutzt, um mir eine Mail ausserhalb des Kleinanzeigen Chats mit einem persönlichen Touch zu schicken, die mich auf eine Seite führte, in der ich meine Kreditkartendaten eingeben sollte.
Habe ich ja gar nicht eingesehen, bei einem weiteren Klick ist die Seite abgestürzt und gleich darauf kam auch die Warnmail von Kleinanzeigen.
Es gibt zahlreiche Hinweise, wie man so einen Betrug erkennen kann:
– die Betrugsmail mit dem Link hatte als Absender ein icloud-Konto
– angeblich wurde der Artikel zum Verkauf gesperrt, eine Überprüfung in meinem Kleinanzeigen Konto ergab, dass das – natürlich – nicht stimmt
– wer über sprachliche Fähigkeiten verfügt, die über das rudimentäre Mass hinausgehen, das z.B. NoAFD Faschos an Deutschkenntnissen demonstrieren (SCNR), kann die sprachlichen Defizite in so einer Mail gut erkennen, die darauf hindeuten, dass eine Organisation niemals so schreiben würde
– ausser dem Link zur Betrugsseite gab es keinen einzigen weiteren Link, der zu Kleinanzeigen führt
– der Datenschutzhinweis „nur für die Augen des Empfängers bestimmt“ war ja fast schon süss
Alles in allem, bei Kleinanzeigen o.ä. beachten:
– niemals ausserhalb des Chats korrespondieren
– niemals persönliche Daten austauschen
– ich persönlich gebe mein Bankdaten niemals an wildfremde (Privat-) Personen raus, weder am Telefon, noch im Internet oder auf eine andere Art und Weise, niemals, niemals, niemals
– genauso geht man mit Kreditkartendaten um, niemals weitergeben oder irgendwo eintippen, was kein anerkannter Shop ist, dem man 100 % vertraut; selbst da sind diese Daten nicht sicher, Konten können z.B. gehackt und diese Daten geklaut werden (ist mir tatsächlich schon einmal passiert)
– entweder Abholung, wenn’s geht sogar an einem öffentlichen Ort, inklusive Barzahlung
– oder Zahlung per Paypal vor dem Versand eines Artikels, wobei ich mein Paypal Passwort entweder alle paar Monate oder nach jedem Transfer wie z.B. einem Verkauf ändere
– Adressen möglicher Käufer im Internet überprüfen (wobei die da auch schon raffinierter sind, z.B. gab es die Strasse, die der Betrüger überraschend schnell als Lieferadresse nannte, tatsächlich, aber ob es diese Hausnummer gibt, konnte ich gestern nicht herausfinden)